Der Inn in Österreich

Mit rund 320 km verläuft ein Großteil des Inn durch Österreich, wobei 200 km davon durch Tirol fließen, und den Inn zum größten Fluss des Bundeslandes machen. Sein Einzugsgebiet in der Alpenrepublik umfasst dabei drei Bundesländer: Tirol, Salzburg und Oberösterreich. Bei Nauders passiert der Inn die schweizerisch-österreichische Grenze und durchquert in grober Südwest-Nordost-Richtung Tirol. Dabei durchfließt er zuerst das enge Tal des „Oberen Gerichts“ entlang der Samnaungruppe. In diesem Bereich führt der Inn aufgrund von Wasserentnahmen für Ausleitungskraftwerke streckenweise deutlich weniger Wasser. Bei Landeck mündet dann die aus der Silvrettagruppe kommende Sanna in den Inn. Von da an weitet sich das Oberinntal zu einem u-förmigen Trogtal mit steilen Wänden. Der größte Zufluss im Tiroler Oberinntal ist Ötztaler Ache, die auf der Südseite des Inn die Ötztaler Alpen entwässert. Mit dem Zufluss der Melach aus dem Sellraintal beginnt dann das weite, fruchtbare Unterinntal, das durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und dichte Besiedelung geprägt ist. Die wichtigsten Zuflüsse hier sind die Sill – noch im Stadtgebiet von Innsbruck – und der Ziller. Zwischen Kufstein und Erl verläuft schließlich die österreichisch-deutsche Staatsgrenze in der Flussmitte. Von hier aus fließt der Inn weiter in nördlicher Richtung bis Rosenheim in Deutschland.

Karte vom Inn in Österreich © Gebhard Tschavoll

Freie Fließstrecke

In Österreich ist der Inn über weite Strecken stark verbaut, obwohl die vier Kraftwerke Prutz, Imst, Kirchbichl und Langkampfen im Vergleich zur bayerischen Staustrecke noch verhältnismäßig wenig erscheinen. Dabei weist der Tiroler Inn zwischen Fließ und Kirchbichl eine Besonderheit auf: die längste freie Fließstrecke aller österreichischen Flüsse auf einer Länge von 150 Fließkilometern.  Hier ist der Inn nicht aufgestaut und weist vorwiegend natürliche Abflussmengen auf. Allerdings wird die freie Fließstrecke trotzdem durch Schwall und Sunk der oberhalb liegenden Wasserkraftwerke beeinträchtigt, wodurch regelmäßig ein „künstliches Hochwasser“ herrscht. 2018 hat die Tiroler Landesregierung schließlich eine Strecke von 80 km auf der freien Fließstrecke zwischen Haiming und Rotholz als „hochwertige Gewässerstrecke“ ausgewiesen, wodurch diese zu einer sogenannten Tabuzone für weitere Verbauungen wurde.

Kranebitter Innenau © Anton Vorauer

Artenvielfalt

Als weitere Besonderheit des Tiroler Inn finden sich hier noch einige der wenig verbliebenen ursprünglichen Auengebiete. Die meisten von ihnen wurden als Schutzgebiete nach Tiroler Landessrecht ausgewiesen. Dazu zählen die Milser Au, die Silzer Innau, die Mieminger und Rietzer Innenauen, die Gaisau, die Kranebitter Innau, die Völser Au, die Auen in der Umgebung von Schloss Tratzberg sowie die Kufsteiner und Langkampfener Innenauen. Im weiteren Flussverlauf durch Oberösterreich wurden zusätzlich das Europaschutzgebiet Unterer Inn und das FFH-Gebiet Auwälder am Unteren Inn ausgewiesen. Sie erfüllen eine wichtige Funktion für den Erhalt der Artenvielfalt.

Flussuferlaufer © Anton Vorauer

Flora und Fauna

Der Inn beherbergt zwischen Landeck und Kirchbichl vier verschiedene Lebensräume alpiner Flüsse von gesamteuropäischer Bedeutung: „Alpiner Fluss mit krautiger Ufervegetation“ (EU-HRL Typ 24.221), „Alpiner Fluss mit Ufergehölzen mit Ufertamariske (Typ 24.223), „Alpiner Fluss mit Ufergehölzen der Lavendel-Weide oder Grau-Weide“ (Typ 24.224), sowie „Auenwälder mit Schwarz-Erle und Gemeine Esche“ (Typ 44.3). Bedeutsame Vogelarten am Tiroler Inn sind der Flussuferläufer, die Nachtigall und der Gartenbaumläufer. Von den ursprünglich rund 30 Fischarten, die am Tiroler Inn nachgewiesen wurden, finden sich heute nur mehr 17 – und die meisten davon sind mittlerweile selten geworden. Zu den Arten, die im gesamten Tiroler Verlauf vorkommen, gehören Bachforelle, Regenbogenforelle und Äsche, als gefährdet gelten Huchen, Strömer und Aalrutte.

Durch das verringerte Gefälle am Alpenrand des oberösterreichischen Inn sinkt nicht nur die Fließgeschwindigkeit in diesem Gebiet, sondern es erhöhen sich auch die Wassertemperaturen im Vergleich zu den Alpen. Hier ist der Inn immer noch der Salmonidenregion zugeordnet, genauer gesagt der Äschenregion mit einem vermehrten Auftreten von Nase, Aitel und Huchen.

Kranebitter Innenau © Anton Vorauer

Zu den dynamischen Lebensräumen im Flussbett (Kies- und Schotterbänke) kommen nun auch großflächige nicht-dynamische Auenlebensräume hinzu. Diese weisen in der Regel temporär hohe Grundwasserstände, periodische Überflutungen und ein abwechslungsreiches Auenrelief auf. Beispielsweise besteht die Weichholzau aus einem Saum aus niedrigen Buschweiden, an den landeinwärts ein Streifen aus Silberweiden und Grauerlen anschließt. Die Hartholzau, die sich aus einer flussnahen Eschen-Au und flussferner Ulmen-Eichen-Au zusammensetzt, nimmt hier große Flächen ein. Sie ist häufig mit offenen Schotterflächen durchsetzt.